Der Freitag war besonders. Schon morgens, beim Anziehen meines Outfits für den Ausflug in den Loro Parque, war ich voller Vorfreude. Es wurde ein eher klassisch-femininer Look: weißer Rock, pinkes Top, weißer Bolero, weiße Sandalen – und natürlich meine weiße Handtasche. Abgerundet wurde alles durch den neuen Sonnenhut.
Wir fuhren mit dem Taxi zum Park und verbrachten dort mehrere Stunden – mittendrin, unter tausenden anderen Besucherinnen und Besuchern. Und es war einfach nur großartig.
Wir schlenderten gemütlich durch die Wege, hielten hier und da an – mal für eine Pause im Schatten, mal für ein Eis oder einen Kaffee. Wir sahen die Orca-Show, die Seelöwen, die Pinguine, bestaunten die Vögel, und machten jede Menge Fotos – wirklich tolle Bilder. Ich war die ganze Zeit ganz natürlich Teil der Menge, bewegte mich völlig frei, war präsent – aber nicht auffällig.












Ich bin zweimal zur Toilette gegangen, natürlich zur Damentoilette, und niemand hat auch nur im Ansatz irritiert reagiert. Es gab keine Blicke, keine Fragen, kein Zögern.
Ich hatte nicht das Gefühl, als hätte überhaupt jemand zweimal hingeschaut.
Irgendwann führten wir sogar ein nettes Gespräch mit einer Frau aus Braunschweig, ganz spontan – so, wie das eben manchmal passiert. Kein großes Thema, kein Staunen, kein „Was ist sie?“ – einfach ein freundlicher Austausch. Ganz normal.
Für mich war das vielleicht sogar der freieste Moment des Urlaubs: Ich bin einfach untergegangen in der Menge – und das war wunderbar. Kein Verstecken, kein Grübeln, keine Unsicherheit. Nur ein schöner Tag in einem beeindruckenden Park – als die Frau, die ich an diesem Tag war.
Der Abend war dann fast schon ein kleines Highlight des ganzen Urlaubs. Ich entschied mich für ein besonderes Outfit: den rot-blauen Zipfelrock (der einfach nur Freude macht!), kombiniert mit dem dunkelblauen Satin-Top. Dazu Pumps – ja, ich wagte es. Und ich fühlte mich richtig gut darin.
Denn wir hatten Großes vor: „Mascarita ponte tacón“ – ein Event, das man wirklich einmal erlebt haben muss, um es zu begreifen.

Es handelt sich dabei um einen der schrägsten, buntesten und witzigsten Programmpunkte des Karnevals in Puerto de la Cruz. Der Name bedeutet sinngemäß „Maskiere dich – und zieh dir hohe Absätze an!“. Und das ist durchaus wörtlich gemeint:
Teilnehmen dürfen offiziell nur Männer – aber in Frauenkleidung. Und nicht irgendwie. Die Absätze müssen mindestens 8 cm hoch sein, das Outfit möglichst schrill, bunt oder skurril. Je auffälliger, desto besser. Einfache Verkleidung reicht nicht – es soll richtig übertrieben sein. Glitzer, Federn, Perücken, Netzstrümpfe, Miniröcke, Make-up wie auf einer Drag-Bühne – alles ist erlaubt. Oder besser gesagt: gewünscht!
Start ist gegen 19 Uhr am Freitagabend, Treffpunkt ist am Plaza de los Reyes Catolicos, einem der zentralen Plätze in Puerto de la Cruz. Nach der Vermessung der Absätze und der Präsentation aller Gruppen und Einzelteilnehmer – es waren diesmal über 400 – geht’s dann zu einer kleinen Lauf- und Showstrecke mit kleinen Hindernissen – und das alles natürlich nicht ohne Jury. Denn es handelt sich nicht nur einfach um eine Parade. Es ist auch ein Wettbewerb – mit Prämierung für die schrägsten Looks, die eleganteste Performance auf High Heels, die höchsten Schuhe und natürlich für die originellste Gesamterscheinung.


















Der Event hat Kultstatus, weit über Teneriffa hinaus – auch viele Tourist:innen kommen gezielt deswegen. Die Stimmung ist ausgelassen, bunt, und ja – auch ein bisschen verrückt. Aber immer mit einem Augenzwinkern und viel Respekt für den Mut, sich so zu zeigen. Wer hier mitläuft, tut das mit voller Hingabe – und wer zuschaut, bekommt was fürs Herz, fürs Auge und fürs Zwerchfell. Ich habe mich unter die Menge gemischt, war ein bisschen Teil des Spektakels, habe gelacht, gestaunt, fotografiert.

Zwei Stunden ging das so – stehend, gehend, in Pumps. Bis ich dann doch auf meine Ballerinas gewechselt habe. Kluger Schachzug, denn der Abend dauerte noch ein paar Stunden länger.

In einer Bar am Plaza del Charco gab’s dann am Ende noch eine kleine unerwartete Situation: Die Bedienung dort war etwas strenger – und schickte mich auf das Herrenklo.
Anscheinend wirkte ich an diesem Abend weniger „passing“ aber irgendwie war’s okay. Bevor es zu Diskussionen kommt, ist es dann doch besser, sich auch mal „geschlagen“ zu geben. Innerlich war ich Tamara. Und das blieb auch so.
Der Abend endete mit tollen Gesprächen, vielen Fotos und dem Gefühl, mittendrin zu sein – nicht als jemand, der auffällt, sondern als jemand, der einfach dazugehört.
Tamara 💕👠
💃 Noch ein paar Infos zu meinen Outfits
Ich bin ca. 1,83 m groß, habe eine eher schlanke Figur, aber natürlich männliche Proportionen – etwas breitere Schultern, keine schmale Taille, flacher Po, kleines Bäuchlein. Oben trage ich meist Größe 44/46, unten eher 42/44, je nach Schnitt und Marke.
- Der schlichte, weiße Rock in A-Linie ist leicht und bequem. Und mit dem Elastikbund rutscht nichts (vor ein paar Jahren auf Mallorca gekauft)
- dazu ein pinkfarbenes Top (Street One, Gr. 46)
- Und dann noch meine weißen Sandalen von Tamaris
- Mein weißes Bolero-Jäckchen (gekauft bei Amazon, Grace Karin, Gr. XXL) hatte ich zur Sicherheit auch dabei, falls es um die Schultern herum mal etwas frisch werden sollte.
- Am Abend, zum „Mascarita ponte tacón“, trug ich einen blau-roten Zipfelrock (desigual, Gr. L)
- Dazu ein dunkelblaues Satin-Shirt (Street One, Gr. 46)
- Falls es kalt wird, eine graue Strickjacke (C&A, Gr. XL)
- Schuhe: zuerst meine schwarzen Pumps, später dann schwarze Ballerinas (beides Deichmann)