Teneriffa, Teil 7 – Abschied & ein Herz voller Erinnerungen

Rueckflug - eigene Aufnahme

🌧 Samstag – Regen, Rückblick & ein letztes Mal Karneval

Der Himmel war grau, der Regen prasselte aufs Fenster. Unser letzter voller Urlaubstag – und ausgerechnet an diesem Tag macht das Wetter einen Strich durch viele Pläne. Keine Sonne, keine Poolliege, kein Sommerkleid. Stattdessen: Jeans, weiße Bluse, Sneaker, Strickjacke. Schlicht, funktional, ein bisschen androgyn. Und trotzdem – ich bin Tamara. Noch immer. Noch einmal.

Nach dem Frühstück beginnt das große Kofferpacken. Und mit ihm eine Diskussion: Soll Tamara auch den Rückflug antreten? Ich würde es gerne tun. Es wäre ein würdiger Abschluss – ganz bis zum Ende als Frau unterwegs sein. Aber es gibt auch Bedenken. Verständlich. Wir reden lange. Und schließlich finden wir einen Kompromiss: Tamara fliegt von Teneriffa bis Madrid. Dort, mit mehreren Stunden Aufenthalt, bleibt genug Zeit zum Abschminken und Umziehen. Ich kann leben mit dieser Lösung. Ich bin erleichtert. Und irgendwie auch stolz, dass ich für mich einstehen konnte – ohne Streit, aber mit Gefühl.

Eigentlich wollten wir zum großen Umzug in Puerto de la Cruz, dem zweitgrößten Karnevalsumzug der Insel, aber wegen dem schlechten Wetter wurde auch dieser leider abgesagt. In diesem Urlaub hatten wir wirklich Pech mit dem Wetter. Auch wenn es richtig schöne Tage gab, zu den großen Karnevalsumzügen war es kalt oder hat in Strömen geregnet. Na ja, da kann man nichts ändern.

Am Nachmittag treffen wir uns noch mit unseren Bekannten in deren Ferienwohnung. Es wird gequatscht, gelacht, Wein getrunken. Zwei neue Gesichter kommen hinzu. Wir sprechen über den Urlaub, über meine Outfits, über mein „Warum“. Eine Frage bleibt besonders hängen: „Und sonst lebst du nicht so?“ – und ich merke: Mein Auftreten wirkt offenbar so selbstverständlich, dass niemand es für eine bloße Verkleidung hält. Das tut gut. Sehr sogar.

Später geht es zum „Mercado Municipal“. Eine kleine, fast schon private Karnevalsveranstaltung erwartet uns. Spanier tanzen, lachen, trinken – und wir mittendrin: Ich trage Skinny Jeans und weiße Bluse – feminin, aber nicht ganz eindeutig. Ein Outfit, das mir zeigt: Kleider machen eben doch Leute. Und doch fühlt es sich nicht falsch an. Nur ein wenig anders.

Am Abend dann ein letztes Mal zum Hotel-Dinner. Herzliche Verabschiedung vom Personal, danach ein letztes Tänzchen in der Bar neben dem Hotel. Der DJ ist auch wieder da, winkt mir zu, wie so oft in dieser Woche. Und ja – es gab sogar diesen einen Moment, der fast schon klassisch für einen ausgelassenen Karnevalsabend war: Ein Busengrapscher – charmant, schräg, ein wenig alkoholgeschwängert. Der Mann, ich weiß seinen Namen leider nicht mehr, zusammen mit seiner Frau, war uns schon ein paar Tage vorher in der Bar begegnet. Wir hatten uns da schon längere Zeit unterhalten und sie wussten auch, wer ich bin und was ich tue – aber dennoch, an diesem Abend war ich Tamara. Und was sagt Tamara in so einer Situation?

Mit einem breiten Grinsen und einem augenzwinkernden Ton:
„¡Ay, que no me toques las tetas!“
(„Ui, Hände weg von den Möpsen!“) 😄

Nicht ernst gemeint, nicht genervt, nicht empört. Sondern mit einem Augenzwinkern, das genau die richtige Mischung aus Humor und Klarheit traf. Es war Karneval.

✈️ Sonntag – Hektik, Stress & ein letztes Tamara-Kapitel

Der Wecker klingelte um zwei Uhr. Und wurde einfach ignoriert. Nur noch ein paar Minuten schlafen… die sich still und heimlich in fast zwei Stunden verwandelten. Erst um 4:25 Uhr der Schockmoment: Der Transferbus kommt in zehn Minuten! Plötzlich war alles hektisch, chaotisch – und gleichzeitig irgendwie klar: Jetzt muss es schnell gehen.

Ein paar gezielte Handgriffe: ein wenig Concealer auf den Bartschatten, Kleid überwerfen, Perücke auf – fertig. Innerhalb von wenigen Minuten stand ich an der Rezeption. Gerade noch rechtzeitig, um die Fahrerin des Transferbusses abzufangen. Ich erklärte ihr kurz, dass wir es nicht schaffen würden, und dass wir stattdessen mit dem Taxi zum Flughafen fahren. Kein Problem – sie war freundlich und verständnisvoll.

Zurück aufs Zimmer, durchatmen. Dann eine Stunde, um alles in Ruhe zu richten: rasieren, ordentlich schminken, ein letztes Mal stylen, Outfit kontrollieren, Koffer checken. Und schließlich zur Rezeption, auschecken, Taxi rufen lassen, verabschieden.

Am Flughafen angekommen waren wir die Letzten in der Schlange. Es war sehr knapp – keine Frage. Kein eleganter Auftritt mit viel Zeitpuffer, sondern mehr so „auf den letzten Drücker“ – aber es hat gereicht. Die Minuten bis zum Check-in zogen sich und als wir mit unseren Koffern dran waren, hieß es schon „Boarding“. Aber wir haben es geschafft. Schnell durch die Sicherheitskontrolle – genauso unspektakulär wie auf dem Hinflug, danach zum Gate und in den Flieger. Wir steigen ein, hinter uns werden die Türen geschlossen. Geschafft!

Der Flug nach Madrid verlief ruhig. Und dort? Auf der Toilette zog ich mich um, nahm die Perücke ab, schminkte mich ab und wurde wieder „normal“. Nur das Outfit blieb androgyn: schwarzer Damenpulli, Kunstlederhose, Sneaker. Ich hatte ja auch nicht viel im Handgepäck dabei. Die Handtasche blieb, der Schmuck auch – weil es sich richtig anfühlte.

Der Weiterflug nach München verlief entspannt. Und auch die Ankunft war unaufgeregt. Keine besonderen Blicke, keine Fragen – nur ein kleines, leises Gefühl: Da war etwas Besonderes zu Ende gegangen. Aber nicht spurlos. Denn etwas ist geblieben.

Am Abend dann ein letztes Abendessen zu zweit – mit dezentem Look, aber viel Gefühl. Und mit einem Lächeln, das sagte:
Ich war Tamara. Bis zum Schluss.

💬 Fazit:

Der Urlaub war von Anfang bis Ende ein richtiger Mädelsurlaub.
Ganz zu Anfang war da noch etwas Nervosität: Wie reagiert die Umwelt? Was passiert am Flughafen? Werde ich angestarrt? Tuschelt man hinter meinem Rücken? Aber spätestens nach dem Hotel-Check-in war klar: Ich darf so sein und ich werde akzeptiert.

Ich dachte wie eine Frau, bewegte mich wie eine, machte Dinge wie eine Frau. Spazieren gehen, shoppen, Maniküre, Pool, Abendessen, feiern. Alles war möglich. Alles fühlte sich… richtig an.

Und was bleibt, sind ein paar ehrliche Antworten:

  • War das alles?
    Nein. Da kommt bestimmt noch mehr.
  • Will ich mehr?
    Ja – aber bitte in kleinen Dosen. Ein Event hier und da oder ein Wochenende reichen oft völlig aus.
  • Bin ich trans?
    Nein. Ich habe keinen Leidensdruck – aber es hat sich gezeigt, Crossdressing ist für mich mehr als ein Spiel.
  • Will ich als Frau leben?
    Nein. Mit meinem männlichen Leben bin ich voll und ganz zufrieden.
    Nur manchmal will ich ein bisschen mehr. 💄

Ich bin keine „Verkleidung“. Ich bin Teilzeit-Frau. Und das mit ganzem Herzen.
Und wenn sich wieder eine Gelegenheit ergibt, dann bin ich bereit. Mit Pumps – oder in flachen Schuhen. Hauptsache, ich bin ich.

Eure Tamara 💕👠

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