Es gibt kaum etwas Frustrierenderes als ein wunderschönes Kleid, das im Onlineshop nach „Wow“ aussieht – und zu Hause dann nur ein müdes „Oh je“ auslöst.
Gerade für uns Crossdresser ist das Risiko von Fehlkäufen leider besonders hoch. Warum?
Weil Damenmode für eine andere Körperform gemacht ist – und weil die Maßtabellen der Hersteller oft ein kleines Rätsel für sich sind.
Aber keine Sorge:
Mit ein bisschen Wissen über Körpermaße, Schnitte und Passformen kannst du dir viele Enttäuschungen sparen – und Mode finden, die wirklich sitzt und in der du dich wohlfühlst. 💕
🔍 Warum Körpermaße so wichtig sind – gerade für uns
Viele Crossdresser starten beim Kleiderkauf nach Gefühl – „das sieht groß aus“ oder „ich trag sonst XL“.
Aber Damenmode tickt anders. Sie orientiert sich an weiblichen Proportionen: schmalere Schultern, kürzerer Oberkörper, definiertere Taille, rundere Hüften.
Für einen männlichen Körperbau bedeutet das:
Selbst wenn du schlank bist, können Oberteile an den Schultern spannen, die Taille sitzt zu hoch oder die Ärmel sind zu kurz. All das lässt sich vermeiden – mit dem richtigen Maßband und ein bisschen Geduld. Und glaub mir: Es macht so viel Spaß, wenn etwas wirklich gut sitzt! 🥰
📐 Die wichtigsten Maße – und wie du sie richtig nimmst
Maßnehmen klingt erstmal trocken – aber es ist ein kleiner Liebesbeweis an dich selbst.
Denn je besser du deine Maße kennst, desto einfacher wird das Shopping – online und offline.
Hier die wichtigsten Maße – am besten misst du sie zweimal:
👉 einmal „neutral“ (also ohne Polster),
👉 einmal „gestylt“ (mit Silikonbrüsten und evtl. Hüftpads), wenn du diese regelmäßig nutzt.
- Brustumfang: Maßband über die Brust legen – bei Silis über die vollste Stelle. Wichtig für BHs, Kleider und Blusen.
- Unterbrustumfang: Direkt unter der Brust. Diese Zahl bestimmt deine BH-Bandgröße (z. B. 85).
- Taillenumfang: Die schmalste Stelle zwischen Brust und Hüfte – meist knapp über dem Bauchnabel.
- Hüftumfang: Über die stärkste Stelle am Po messen – auch hier ggf. mit Hüftpads.
- Schulterbreite: Von Schulterpunkt zu Schulterpunkt, horizontal gemessen. Bei vielen Kleidungsstücken der „Knackpunkt“.
- Armlänge: Vom Schulternknochen bis zum Handgelenk. Hilft bei Jacken und Blusen.
- Innenbeinlänge: Vom Schritt bis zum Knöchel – bei Röcken zwar egal, aber bei Hosen essenziell.
- Körpergröße: Gerade bei Kleidern wichtig, um z. B. Midi-Längen richtig einschätzen zu können.
💡 Tipp:
Im Stehen messen, entspannt, ohne die Luft anzuhalten oder den Bauch einzuziehen – und trag beim Messen auch ruhig mal das, was du später darunter trägst (z. B. Shapewear). Das kann die Maße leicht verändern.
⚠️ Wo’s oft klemmt – Typische Problemzonen bei Damenmode
Wer sich als Frau kleidet, trifft irgendwann auf die Grenzen klassischer Damenmode.
Viele Schnitte gehen einfach davon aus, dass Körper X bestimmte Proportionen hat – und wenn du von diesem Schema abweichst (was als Crossdresser ganz normal ist), wird’s schwierig.
Blazer & Jacken
Ein Blazer kann ein Outfit edel, feminin oder sogar androgyn wirken lassen. Aber gerade hier zeigen sich Unterschiede in der Schulterpartie.
Warum schwierig:
Damenblazer sind meist für zierlichere Schultern geschnitten.
Bei breiten Schultern spannt der Stoff oder die Jacke steht unnatürlich ab.
Was hilft:
- Oversized-Blazer (die sind sowieso im Trend!)
- Modelle mit Stretch-Anteil
- Oder du lässt ihn ein wenig ändern – oft genügt das Öffnen der Schulternähte beim Schneider
💡 Tipp:
Ein weich fallender Blazer ohne Taillierung kann sogar bewusst einen coolen Look erzeugen – besonders mit schmaler Hose und Absatz.
Taillierte Kleider
Sie zaubern die berühmte Sanduhr – aber nur, wenn die Kurven sitzen. Für Crossdresser kann das eine Herausforderung sein.
Warum schwierig:
Unsere Taille ist oft weniger ausgeprägt und ein taillierter Schnitt kann daher schnell wie „aus Versehen falsch geschnitten“ wirken.
Was hilft:
- Wickelkleider oder Empire-Linie – diese Schnitte sitzen über der Taille
- A-Linie statt Etui
- Elastische Stoffe statt fester Webware
Beispiel:
Ein Wickelkleid macht aus einer 44/46 mit breiteren Schultern und flachem Po eine zarte Silhouette – ganz ohne Zwang.
Enge Röcke & Hosen
Die schönsten Stoffe bringen nichts, wenn’s im Schritt zwickt oder am Po flattert.
Warum schwierig:
Viele Röcke sind auf runde Hüften ausgelegt – wir dagegen haben oft eine eher gerade Linie. Bei engen Hosen zeigt sich das ganz besonders im Schrittbereich.
Was hilft:
- Röcke mit Stretchbund oder Wickellösung
- Hosen mit höherem Stretch-Anteil (z. B. Jeggings)
- Alternativ: Culottes oder weite Hosen – wie ich sie liebe 💙
💡 Tipp:
Wenn du enge Schnitte liebst: Teste sie unbedingt mit deinem Gaff-Slip. Nur dann siehst du, wie es „im echten Leben“ aussieht.
Ärmel & Hosenbeine zu kurz
Viele Damenmodelle sind kürzer geschnitten – weil Frauen kürzere Gliedmaßen haben. Für Crossdresser heißt das oft: Hochwasser-Effekt.
Was hilft:
- Ärmel bewusst auf ¾-Länge kaufen – wirkt feminin und ist stilvoll
- Bei Jeans & Hosen auf Tall-Größen achten (z. B. bei H&M oder Esprit erhältlich)
- Oder: einfach aufrollen – wirkt lässig!
Kleiner Trick:
Auch Tuniken mit leicht ausgestellten Ärmeln kaschieren wunderbar, wenn die Länge nicht 100 % stimmt.
💡 Kleidung, die (fast) immer funktioniert
Ein kleiner Koffer mit großer Wirkung – das geht!
Denn es gibt Stücke, die fast jeder Figur schmeicheln – gerade dann, wenn du dich erst rantastest oder einfach einen sicheren Look willst.
Tunikas & weite Blusen
Lockerer Schnitt, Luftigkeit, wenig Fokus auf Taille – perfekt für Alltag und Reisen.
A-Linien-Röcke
Setzen auf Taille (oder Gürtellinie), fallen dann weich über Hüfte & Po. Kein Ziehen, kein Zupfen.
Stretch-Kleider
Egal ob aus Baumwolle oder Jersey – diese Kleider gehen mit dir mit. Sie verzeihen vieles und betonen trotzdem das Weibliche.
Jersey-Culottes
Sie sind weich, fließend, kaschierend – und gleichzeitig super modern. Ich liebe sie für Städtereisen oder Abendessen am Meer.
🎀 Weiblich wirken – auch ohne Shapewear
Nicht jeder Tag verlangt nach Shapewear oder Korsett. Und auch ohne diese „Helferlein“ kannst du mit ein paar Tricks eine tolle Silhouette zaubern.
- Gürtel auf Taillenhöhe: bringt Form ins locker fallende Kleid
- Rüschen & Raffungen: vor allem an der Brust oder der Hüfte
- Farbliche Akzente: dunkleres Mittelteil (z. B. bei Kleidern) + hellere Seiten = optische Taille
- Bewegung: Fließende Stoffe, die mitschwingen, verstärken deine feminine Ausstrahlung
🔄 Größenumrechnung: Herren auf Damen – so klappt’s
Ein echter Klassiker – und eine echte Stolperfalle. Denn Damengrößen und Herrengrößen „übersetzen“ sich nicht 1:1. Und manche Marken fallen viel kleiner aus.
Faustregel:
- Herren M (48–50) ≈ Damen 40–42
- Herren L (52–54) ≈ Damen 44–46
Hier eine generelle Umrechnungstabelle der Größen, die aber im Grunde nur als erster Anhaltspunkt dienen kann.
Unisex | Damengröße | Herrengröße |
---|---|---|
XS | 32-34 | 40-42 |
S | 36-38 | 44-46 |
M | 40-42 | 48-50 |
L | 44-46 | 52-54 |
XL | 48-50 | 56-58 |
XXL | 52-54 | 60-62 |
XXXL | 56-58 | 64-66 |
💡 Kenne deine Maße
Leider ist es aber nicht so einfach, wie es die Umrechnungstabelle zeigt. Viele Hersteller haben eigene Schnitte oder halten sich irgendwie gar nicht an diese Normen. Suche im Internet möglichst nach den Maßtabellen des Herstellers und vergleiche dies dann mit deinen Maßen – und lieber einmal zu groß bestellen als zu klein.
Oben (wegen der Schultern) lieber eine Nummer größer, unten (wegen der Hüften) die richtige Größe oder eine Nummer kleiner bestellen. Als Mann trage ich in der Regel L. Und da passt mir dann die Damengröße 44-46 bei Oberteilen und Kleidern fast immer gut. Wenn nur internationalen Angaben verwendet werden, gehe ich eher auf XL oder manchmal sogar auch XXL. Wie gesagt, lieber eine Nummer größer nehmen. Bei Hosen und Röcken passt es dann oft wieder mit 42, wenn der Bund etwas dehnbar ist, oder eine 44. Also im Grunde eine internationale Größe L.
Online kaufe ich Blusen und Kleider ausschließlich anhand der Maßangaben und meines Brustumfangs und Unterbrustumfangs. Da passt es fast immer. Beim Taillenumfang und den Maßangaben des Herstellers liege ich auch in der Regel richtig. Egal, ob da jetzt L, XL oder etwas anders steht. In meinem Kleiderschrank finden sich T-Shirts und Blusen von Größe L bis XXL, ja sogar ein 5XL (asiatische Größe) war schon dabei.
🛍️ Shops mit tragbaren Größen – worauf du achten solltest
Die Auswahl an Damenmode ist riesig – aber nicht jede Marke denkt an Körper mit „etwas mehr Schulter“ oder längeren Armen und Beinen.
Wenn du online shoppst (was für viele Crossdresser ohnehin angenehmer ist), achte besonders auf folgende Punkte:
- Größentabellen prüfen: Viele Hersteller bieten eigene Tabellen – nutze sie!
- Kundenbewertungen lesen: Gerade was Passform und Dehnbarkeit betrifft, geben diese oft wertvollere Hinweise als die Beschreibung selbst.
- Stretch-Anteil bevorzugen: Materialien mit Elasthan oder Viskose passen sich besser an verschiedene Proportionen an.
Ein paar Erfahrungen aus der Praxis:
- Bonprix: Günstig, vielfältig und eher großzügig geschnitten. Viele Teile bis Größe 50+ erhältlich. Oberteile meist mit Spielraum – ideal bei breiteren Schultern.
- C&A: Viele Basics mit bequemen Schnitten. Jacken und Blusen oft etwas weiter – gut, wenn du obenrum Platz brauchst.
- Cecil: Viele stylische Blusen & Shirts, die gerne ein bisschen weiter ausfallen. Hosen haben angenehme Längen und sind nicht zu kurz.
- Mango: Stylisch, aber häufig etwas schmal geschnitten. Ärmel, Hosenbeine und Oberteile fallen je nach Kollektion oft kürzer oder enger aus – daher unbedingt die Größentabelle beachten. Und mit etwas Glück findet man hier auch etwas Passendes – so wie ich mein schwarzes Strickkleid. 🥰
- Esprit, s.Oliver, Street One: Klassisch-feminin, oft mit guter Qualität – aber auch hier sind Schultern und Länge ein Thema. Größen bis 46 sind gut erhältlich, alles darüber wird rar.
- Zalando & Amazon: Riesige Auswahl – achte auf Artikel mit Rückgaberecht und mit Maßangaben, die du mit deinen eigenen vergleichen kannst. Tipp: „Stretch“, „Jersey“, „Relaxed Fit“ suchen!
💡 Tipp:
Wenn du einen neuen Shop testen möchtest, bestelle erstmal nur 1–2 Teile – und nur solche, die du bei mehreren Outfits kombinieren kann. So erkennst du, ob dir der Schnitt liegt, ohne gleich viel Geld auszugeben. Und wenn deine Maße zwischen zwei Größen liegt, ist es oft sicherer, die größere Größe zu bestellen.
💬 Fazit – Maßnehmen ist Selbstfürsorge
Wer sich als Frau zeigt, möchte sich auch so fühlen. Und das gelingt besser, wenn das Kleid nicht kneift, die Bluse nicht rutscht und du nicht ständig am Rocksaum nestelst.
Deine Maße zu kennen heißt:
Du kennst deinen Körper – und schenkst ihm Respekt.
Es ist keine Wissenschaft – nur ein paar Zahlen, die dir helfen, deinen Stil zu finden.
Einen Stil, der zu deiner Figur passt und mit dem du dich wohlfühlst.
Also schnapp dir ein Maßband, stell dich vor den Spiegel – und fang an. 💕
Du wirst überrascht sein, wie viel Selbstvertrauen dabei entsteht.
Deine
Tamara 👗💋