Viele von uns kennen diese Situation nur zu gut:
Das schöne Kleid liegt bereit, das Make-up ist sorgfältig aufgetragen, die Perücke sitzt – und trotzdem bleibt man in den eigenen vier Wänden. Die Tür bleibt geschlossen, das Fenster ist nur halb geöffnet, und wenn es klingelt, stockt der Atem. Die Nachbarn dürfen nichts wissen. Der Postbote auch nicht. Niemand.
Crossdressing – das findet oft im Verborgenen statt.
Heimlich, still und leise. Vielleicht einmal im Jahr an Fasching, Halloween oder einer Mottoparty, wo man es „verkaufen“ kann, ohne Fragen zu provozieren. Ansonsten bleibt der Wunsch nach Sichtbarkeit oft ein Wunschtraum.
Doch tief in uns ist da dieses „Ich will raus“.
Ich will mich zeigen. Ich will erleben, wie es sich wirklich anfühlt. Ich will als Frau – als das, wie ich mich in diesem Moment präsentiere – draußen sein. Ich will gehen, bummeln, lächeln, wahrgenommen werden. Nicht als Gag. Nicht als Geheimnis. Sondern als Mensch. Echt. Mitten im Leben.
Schon länger hatte ich mit dem Gedanken gespielt, meine Erfahrungen als „Teilzeit-Frau“ in einem Blog festzuhalten. Aber wie das so ist – oft fehlt der letzte Schubs.
Dann kam dieser Urlaub. Zehn Tage Teneriffa. Zehn Tage Tamara.
Und plötzlich war alles ganz leicht.
Ich war komplett gestylt unterwegs – beim Frühstück, beim Shoppen, beim Spaziergang, im Restaurant, beim Karneval. Und das Erstaunlichste war: Es hat einfach funktioniert. Keine komischen Blicke, keine Fragen, kein Tuscheln. Nur Normalität. Ganz viel davon. Ich war Tamara – und für mein Umfeld war das offensichtlich völlig in Ordnung.
Diese Erfahrung war wie ein Befreiungsschlag. Ich habe gemerkt:
Ich darf ich selbst sein.
Ich muss mich nicht verstecken.
Und: Ich will darüber erzählen.
Denn genau darum geht es in diesem Blog. Ich möchte zeigen, dass es möglich ist, sich als Crossdresser oder Teilzeit-Frau in der Öffentlichkeit zu bewegen – ohne Angst, ohne Scham, ohne Drama. Ich möchte Mut machen. Die Angst nehmen. Und zeigen, dass ganz viel „Normalität“ möglich ist, wenn man sich traut, den ersten Schritt zu gehen.
Vor allem hat mir dieser Urlaub eines gezeigt: Das war keine Ausnahme.
Was auf Teneriffa so wunderbar funktioniert hat, war nicht nur ein einmaliges Urlaubsphänomen. Es war ein Ausblick darauf, wie es überall sein kann – oder zumindest an sehr vielen Orten, wenn man sich traut. Es war kein geschützter Raum, keine Bubble, sondern einfach das echte Leben – nur eben mit Lippenstift, Kleid und Perücke.
Ich habe dort gespürt, wie befreiend es ist, sich nicht ständig zu fragen, ob man auffällt, ob jemand schaut oder etwas sagt. Ich durfte einfach sein. Und genau dieses Gefühl will ich nicht wieder verlieren.
Dieser Blog ist ein Ort, an dem ich meine Erlebnisse als Tamara festhalte. Meine kleinen Abenteuer, meine Herausforderungen, meine Fortschritte.
Aber nicht nur für mich. Ich schreibe auch, um dir zu zeigen, dass es geht. Dass der Schritt nach draußen nicht immer mit Angst, Scham oder komischen Reaktionen verbunden sein muss. Ich will Alltagssituationen erleben – ganz bewusst – und sie mit dir teilen. Nicht geschönt, nicht dramatisiert – sondern so, wie es sich angefühlt hat.
Um zu zeigen, was passiert.
Und vor allem: was nicht passiert.
Denn oft ist die größte Hürde nur in unseren Köpfen.
Wenn du also vielleicht gerade selbst an dem Punkt stehst, an dem ich vor einiger Zeit war – neugierig, aber noch unsicher – dann hoffe ich, dass du hier Impulse findest. Dass du siehst: Du bist nicht allein. Und dass du erkennst:
Es kann funktionieren. Nicht nur im Urlaub. Sondern auch hier. Auch bei dir. Auch jetzt.
Bleib neugierig – und mutig.
Deine Tamara